Beton als CO2-Speicher: Was bringt etwas und was ist Homöopathie?
Beton ist als Baustoff unersetzbar, insbesondere für Untergeschosse. Daher stellt sich die Frage, wie die Emissionen auch beim Beton reduziert werden können und wie Beton zum CO2-Lagerort wird, denn Openly versteht Gebäude als CO2-Speicher.
Reduktion Betonvolumen
An erster Stelle sind Architekten und Ingenieure gefragt, möglichst wenig Beton einzusetzen. Die Dimensionierungen sind zu reduzieren. Für ca. 4 Kubikmeter Beton kann 1 Tonne CO2 eingespart werden was wiederum ca. 5000 Autokilometern entspricht.
Beim Pilotprojekt Valley Widnau konnte durch einen Ingenieurwechsel das Betonvolumen von 1500 auf 903m³ reduziert werden, was eine Einsparung von 130t CO2 bzw. fast 1kg/m² EBF bedeutete.
Es verhält sich jedoch wie bei der Tabakwerbung – welcher Hersteller will schon, dass weniger geraucht wird?
Carbon Capturing = Pflanzenkohle
Über 95% der heutigen CCS-Technologien (Carbon Capturing & Storage), welche am Voluntary Carbon Market gehandelt werden, sind Pflanzenkohle-Zertifikate. (Link: Europäische Pflanzenkohle-Zertifikat) Diese Kohle wird mittels Pyrolyse gewonnen, indem biogene Abfälle (meistens Hackschnitzel) unter Ausschluss von Sauerstoff verkohlt werden. Das in Pflanzen gebundene CO2 wird so für 1000+ Jahre gebunden, unabhängig davon, ob es an Kühe als Futtermittel, im Tiefbau beispielsweise bei Schwammstadt-Projekten oder im Beton eingesetzt wird. Einer der führender Hersteller solcher Anlagen ist Syncraft.
Beton als CO2-Speicher mittels Pflanzenkohle
Es ist ein naheliegender Schritt, die Pflanzenkohle auch in den Beton zu bringen, denn dort kann die Kohle ebenfalls langfristig eingelagert werden, auch beim Rückbau und Recycling. Der Effekt ist mit über 100kg CO2-Senkenleistung pro m³ beachtlich.
So geht's:
Mit rund 1,5% Zugabe zur herkömmlichen Betonmischung kann eine CO2-Speicherung von ca. 100kg pro m³ erzielt werden, dies zu Mehrkosten von ca. 100 Euro/m³ Transportbeton. Dabei wird Sand substituiert und der Beton erhält die Farbe anthrazit.
Wichtig ist dabei ist, dass die Emission von Beton bestehen bleibt (gleiche Brutto Bilanz) und mit Pflanzenkohle teilweise kompensiert wird (ca. 40% bessere Netto Bilanz).
Beim Pilotprojekt Valley Widnau gelang ein Rekord, indem 300m³ an einem einzigen Tag verbaut wurden. Dies haben wir gemacht, um die industrielle Anwendbarkeit zu beweisen.
Ab sofort kann mit unserem Partner CarStorCon weltweit mit einer Vorlaufzeit von 2-3 Monaten Pflanzenkohle-Beton realisiert werden. Gerne steht das Openly-Beratungsteam für Ihr Bauprojekt zur Seite.
Das Beste daran: Sie erhalten als Bauherrin einerseits die gleiche Betonqualität und andererseits das CO2-Senkenzertifikat kostenlos mitgeliefert – für die Neutralisation von Ihrem Kerngeschäft.
Gesamtbilanz ist entscheidend
Nicht jeder Baustoff muss "klimaneutral" sein bei einem Neubau oder einer Renovierung. Die Vorgehensweise bei Bauprojekten ist stets dieselbe: In erster Linie gilt es, CO2-Emissionen zu verhindern und möglichst CO2-arme Baustoffe einzusetzen. Im Bereich Beton erzielen Zementhersteller aktuell massive Fortschritte mit etlichen neuen Produkten. Fragen Sie direkt bei ihrem Betonlieferanten nach!
Openly warnt ausdrücklich vor “Klima”-Anbietern auf dem Markt. Bitte fragen Sie explizit nach einer Brutto-CO2-Bilanz. Denn einerseits gibt es Produkte, die nur homöopathische CO2-Senken erzielen (<6 kg/m³) oder – noch problematischer – deren Brutto-Bilanz schlechter als normaler Beton ist oder Senken bereits an Dritte verkauft wurden (das heisst, der Beton enthält gar keine Senke mehr).
Ausblick
CCS bei Zementfabriken: Das Hauptproblem der CO2-Bilanz von Beton ist der Zement (gebrannter Kalk – bei diesem Prozess entweicht das enthaltene CO2). Bereits heute sind erste Pilotanlagen in Betrieb, die bei Zementwerken das freigewordene CO2 wieder einfangen und geologisch einlagern. Gelänge es, Zement CO2-neutral herzustellen, wäre Beton wieder auf der Siegesstrasse zu finden, allerdings mit einem signifikant höheren Betonpreis.
Pflanzenkohle-Granulat: Die EMPA und weitere Hersteller forschen derzeit an der Entwicklung einer Art Granulat oder Stein aus Pflanzenkohle. Damit könnte Kies im Beton substituiert und die CO2-Senke im Beton massiv gesteigert werden. Beton würde zum "Klimaretter" bzw. zur "Endlagerstätte".
CO2-Capturing bei Frischbeton: Das in Kanada ansässige Unternehmen Carbon Cure hat ein Verfahren entwickelt, CO2 bei der Betonproduktion einzulagern. Grundsätzlich macht das der Beton (bzw. Kalk/Zement) von sich aus bereits alleine. Das Verfahren ist u.E. sehr vielversprechend, was auch Microsoft und Samsung zu einem 100 Mio Investment bewogen hat.