Zürichs Pionierarbeit in CO₂-Abscheidung auf dem Werdhölzli: Eine 178-Millionen-Investition in unsere Zukunft

Die Stadt Zürich hat eine wegweisende Entscheidung getroffen: Die Stimmberechtigten haben einem Kredit von 178 Millionen Franken für eine CO₂-Abscheidungsanlage in der Kläranlage Werdhölzli zugestimmt. Das Projekt verspricht, über die nächsten zehn Jahre 200'000 Tonnen CO₂ aus der Atmosphäre zu entziehen. Doch was bedeutet diese Investition wirklich für unsere Klimazukunft?

Die Notwendigkeit von Carbon Capturing

Eines wird immer deutlicher: Ohne aktive CO₂-Entnahme aus der Atmosphäre resp. direkt bei der Quelle zb bei Kläranlagen, Kehrrichtverbrennung und Zementwerken werden wir unsere Klimaziele nicht erreichen. Carbon Capturing ist keine Option mehr, sondern eine Notwendigkeit auf dem Weg zur Netto-Null. Die damit verbundenen Kosten müssen wir als Gesellschaft akzeptieren und tragen.


Wir müssen als Gesellschaft anfangen zu verstehen, dass wir Carbon Capturing für netto null dringend benötigen und, dass das etwas kostet.
— Andy Keel

Die Kostenfrage

Mit 890 CHF pro Tonne CO₂ bewegt sich das Projekt im internationalen Vergleich auf realistischem Niveau. Swiss Re beispielsweise zahlt einen ähnlichen Betrag an Climeworks für deren Anlage in Island. Zum Vergleich: Der Klimarappen vergütete bis 2023 600 CHF pro Tonne, der Schweizer Bund rechnet neu mit 430 CHF/Tonne, z.B. für Infrastrukturprojekte.

Technische Umsetzung und Herausforderungen

Das Projekt sieht vor, jährlich 20'000 Tonnen CO₂ abzuscheiden:

  • 10'000 Tonnen sollen per Eisenbahn nach Norwegen transportiert und in leere Ölfelder eingelagert werden

  • Die anderen 10'000 Tonnen sind für die lokale Verwendung, voraussichtlich im Betonbau, vorgesehen

Die Betonproblematik

Ein interessanter Aspekt ist die begrenzte Aufnahmefähigkeit von CO₂ in Recyclingbeton. Mit etwa 5-10kg CO₂ pro Kubikmeter Beton würden die geplanten 20'000 Tonnen theoretisch 4 Millionen Kubikmeter Beton benötigen – das entspricht etwa einem Viertel des schweizerischen Jahresbedarfs. Dies zeigt deutlich die aktuellen Grenzen dieser Technologie.

Offene Fragen zur CO₂-Bilanzierung

Eine zentrale Frage bleibt die Anrechenbarkeit der CO₂-Speicherung: Wem gehört die «Senkenleistung» vom Werdhölzli?

  • a) Der Stadt Zürich, die die Anlage bezahlt und betreibt?

  • b) Dem verarbeitenden Unternehmen, das das CO2 in den gebrochenen Alt-Beton bringt (und derzeit an Dritte verkauft)?

  • c) Dem Betonlieferanten, der aus diesem Granulat wieder Beton macht oder

  • d) dem Endnutzer sprich der Immobilienbesitzerin?

Diese Fragen müssen noch geklärt werden. Interessanterweise werden derzeit millionenschwere Businesscases auf dem Modell b) finanziert.

Alternative Ansätze mit OPENLY

OPENLY versteht Gebäude als CO2 Speicherorte. Zum Vergleich: Alleine das im Pilotprojekt Valley Widnau mittels Pflanzenkohle eingelagerte CO2 kommt auf eine Senkenleistung von 70 Tonnen. Das Gesamtprojekt mit strukturell verbauten biogenen Baustoffen auf 750 Tonnen. Diese Senkenleistungen sind ab sofort zertifizierbar.


27 OPENLY Projekte (400 Wohnungen) pro Jahr hätten den gleichen Effekt wie die gesamte Werdhölzli-Anlage.
— Andy Keel

Fazit

Die Zustimmung zu diesem Pionier-Projekt in Zürich ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung denn es wird die Errichtung eines ganzes Ecosystem von Abschöpfung, Transport und Einlagerung von CO2 angestossen. Als eines der wohlhabendsten Länder der Welt hat die Schweiz nicht nur die Mittel, sondern auch die Verantwortung, solche Technologien zu entwickeln und zu skalieren. Nur durch praktische Erfahrung können wir die notwendigen Fortschritte im Kampf gegen den Klimawandel erzielen. Denn CO2 ist ein physisches Problem – dieses behebt man ausschliesslich mit Hardware.

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Grosses Re-Use Projekt von OPENLY mit Eberhard